Wenn die Schüler*innen der Tandem IMS Primarschule aus der Pause kommen, ist ihre Aufregung und Energie immer noch zu spüren. Sie plaudern munter weiter über ihr Leben, über das, was während der Pause im Freien passiert ist, und über ihre Pläne für das Wochenende. Beim genauen Hinhören fällt auf, dass sie spielend zwischen verschiedenen Sprachen wechseln, wenn sie sich mit ihren Freund*innen unterhalten oder wenn andere Kinder in ihr Gespräch einsteigen.
Sobald sie jedoch das Klassenzimmer betreten, verstummt der Lärm und sie konzentrieren sich auf die nächste Unterrichtsstunde.
Auf den ersten Blick ist die Primarschule der Tandem IMS anderen Primarschulen recht ähnlich. Die Schüler*innen schliessen Freundschaften und arbeiten sich nach ihren besten Möglichkeiten durch die unterschiedlichen Schulfächer. Am Ende der Primarschule ziehen sie dann in verschiedene Richtungen weiter, behalten aber gleichzeitig viele der engen Freundschaften aus ihrer Zeit hier.
Auf den zweiten Blick wird jedoch deutlich: Die Tandem IMS ist nicht wie jede andere Schule.
An der Tandem IMS beginnen die Kinder ihre Schullaufbahn in zwei Sprachen. Der Deutschunterricht wird auf Deutsch und der Englischunterricht auf Englisch abgehalten – alle anderen Fächer wechseln sich in der Unterrichtssprache ab. Manchmal wird auf Deutsch, manchmal auf Englisch und manchmal in beiden Sprachen gleichzeitig unterrichtet. Darüber hinaus beginnt der Französisch-Unterricht offiziell in der 1. Klasse, viele Schüler*innen legen die DELF-Prüfungen bereits in der 3. Klasse ab.
Im sprachspezifischen Unterricht arbeiten die Kinder unglaublich hart, um gleichzeitig auf Englisch und Deutsch lesen und schreiben zu lernen, selbst wenn ihre erste (oder sogar zweite) Sprache eine andere ist. In Deutsch lernen die Schüler*innen nach den Vorgaben des Kantons Zürich (Lehrplan 21), in Englisch nach den Vorgaben des British National Curriculum.
Die Lehrkräfte motivieren die Kinder und helfen ihnen, nicht nur das Sprechen, Lesen und Schreiben in beiden Sprachen zu lernen. Sie unterstützen die Schüler*innen auch dabei, die Sprachen direkt miteinander zu vergleichen und herauszufinden, wo sie sich ähneln und an welchen Stellen sie sich stark unterscheiden. Die Kinder werden mithilfe der Lernlupe in Deutsch und der SATs in Englisch bewertet. So können die Lehrkräfte sicherstellen, dass sich die Schüler*innen auf dem Niveau der «einsprachigen» deutschen und englischen Muttersprachler*innen in der Schweiz und im Vereinigten Königreich bewegen.
Vom Sprachunterricht hin zu den anderen Fächern: Hier wird der Unterricht und das Lernen im Klassenzimmer immer mehr vom sog. «Enquiry-based Learning» geprägt. Dieser Lernstil ermutigt die Kinder dazu, Fragen zu stellen und die verschiedenen Themenbereiche selbst zu erkunden. Selbst in Mathematik arbeiten die beiden Lehrkräfte zusammen, um den Schüler*innen zu helfen, das «Warum» hinter den verschiedenen mathematischen Konzepten zu hinterfragen und zu verstehen. Die Kinder machen sich nicht nur damit vertraut, sondern können auch problemlos damit umgehen, wie mathematische Gleichungen und Probleme in verschiedenen Kulturen angegangen und gelöst werden. Die Lehrkräfte stellen z.B. die in den verschiedenen Kulturen verwendeten Symbole vor und ermutigen die Schüler*innen, diese zu erkennen und in ihren täglichen Aufgaben anzuwenden. So wird das Symbol : hier in der Schweiz oft verwendet, um die Division anzuzeigen. In Nordamerika hingegen sieht das Divisionssymbol wie folgt aus ÷ . Die Kinder lernen also, beide Symbole zu erkennen und austauschbar zu verwenden.
Das Recherchieren in den verschiedenen Bereichen der Forschung und Wissenschaft mithilfe des forschungsbasierten Lernsystems ermöglicht es den Kindern, Themen zu ergründen, die sie interessieren. Gleichzeitig entwickeln sie Spass am Lernen, während sie ihre Englisch- und Deutschkenntnisse anwenden. Bei der Themenrecherche arbeiten die Schüler*innen oft in Gruppen, erforschen und schreiben gemeinsam. Die Gruppe präsentiert anschliessend ihre Ergebnisse vor ihren Mitschüler*innen mittels verschiedener moderner Präsentation-Instrumente.
Neben all dem Sprachen lernen, der forschenden Recherche und der Mathematik haben die Kinder auch eine spezialisierte Lehrkraft je für Musik und bildende Kunst / Werken mit Holz. Sie bringen den Schüler*innen Musik und Musiktheorie, Kunstgeschichte und künstlerische Formen und Konzepte näher. Ausserdem haben die Kinder jede Woche Sport- oder Schwimmunterricht sowie Portfolio-Arbeit und IT-Unterricht. Es ist ein sehr umfangreiches Programm.
Am Ende eines jeden Tages beginnen die Kinder wieder, miteinander darüber zu plaudern, was sie am Abend zu Hause oder bei einer ihrer ausserschulischen Aktivitäten machen werden. Nachdem sie den ganzen Tag hart gearbeitet haben, finden sie irgendwie immer noch das Durchhaltevermögen, ihre Hausaufgaben zu erledigen, zum Tanz- oder Klavierunterricht zu gehen und mit ihren Freunden Spass zu haben.