Unser Lernansatz bei Tandem IMS berücksichtigt, dass Kinder am besten lernen, wenn sie aktiv an der Entwicklung ihrer Fähigkeiten, ihres Wissens und ihres Verständnisses beteiligt sind. Unser Lehrplan ist mehrsprachig und forschungsbasiert. Wir haben erkannt, dass Schüler*innen besonders aufblühen, wenn sie ein Gefühl der Selbstbestimmung in ihrem Lernen haben. Themen werden durch umfangreiche und konzeptionelle Leitideen mit spezifischen Lernzielen erforscht, aber es sind schlussendlich die Kinder, die die Recherchen durch ihre Nachfragen, ihr Forschen und ihre Theoriebildung lenken. Die Rolle der Lehrperson besteht darin, die Bedingungen, Ressourcen und Möglichkeiten zum Lernen bereitzustellen sowie die Kinder dabei zu unterstützen, Zusammenhänge zu erkennen, ihr Verständnis zu vertiefen und eine neugierige Lerngemeinschaft zu fördern.
«Kinder brauchen die Freiheit, die unendlichen Ressourcen ihrer Hände, Augen und Ohren, die Ressourcen von Formen, Materialien, Klängen und Farben schätzen zu lernen.» Loris Malaguzzi
Ein Langzeitprojekt der zweiten Primarstufe umfasste vielschichtige Nachforschungen unserer Stadt Zürich (Schweiz). Unser Ziel war es, zu untersuchen, wie die öffentlichen Räume Zürichs unser Leben beeinflussen. Im Mittelpunkt dieser Recherchen standen immersive Erkundungen von Sehenswürdigkeiten, Parks, Kulturzentren und Stadtteilen. Die Lernreisen der Kinder erweiterten ihr Wissen über die Geschichte von Zürich sowie ihr Denken darüber, wie die physischen Räume und die Umwelt der Stadt unser Leben prägen.
Wir begannen dieses Projekt damit, als Klassengemeinschaft miteinander Zeit in unserer Stadt zu verbringen. Sofort war die grosse Begeisterung und das Engagement der Kinder während unserer Erkundungen spürbar. Sie erkannten vertraute Orte, die sie schon einmal besucht hatten, und teilten Anekdoten sowie persönliches Hintergrundwissen. Diese Begegnungen förderten das kollektive Verständnis unter den Kindern, dass Zürich eine Stadt ist, in der sie glücklich sind und die ihnen viele Möglichkeiten bietet, sich als Kinder und verantwortungsbewusste Bürger zu entwickeln. Während wir den Botanischen Garten besuchten, brachten die Kinder auf beeindruckende Weise zum Ausdruck, wie wichtig Grünflächen sind, und verknüpften dabei den gemeinschaftlichen Wert mit einer ökologischen Perspektive. Ein Kind sagte: «In diesem Garten fühle ich mich wohl, weil er weit weg von Autos und Trams ist. Es ist ruhig.».
Während die Lehrpersonen zunächst einige Orte zur Erkundung vorschlugen, zeigten die Kinder bemerkenswerte Eigeninitiative, indem sie zusätzliche Orte auswählten, die sie für wichtig hielten. Ihre Eifer, über unsere ursprünglichen Angebote hinauszugehen, zeugt von ihrer Neugier und ihrem Enthusiasmus, ihre Umgebung zu verstehen.
Als mehrsprachige Primarschule kommunizieren, erforschen und lernen die Kinder ständig in einer Vielzahl von gesprochenen und geschriebenen Sprachen (Deutsch, Englisch oder Französisch). Für dieses Projekt haben wir gezielt die Kraft der bildenden Kunst als zusätzliche «Sprache» genutzt, um das Verständnis zu fördern, Wissen zu festigen und Ideen auszutauschen.
Kinder profitieren von mehreren Modalitäten, um ihr Lernen zu demonstrieren, und die Einbeziehung der Künste als wichtiges Werkzeug bietet Schüler*innen wertvolle Möglichkeiten für kreative Ausdrucksformen und ein tieferes Verständnis. Traditionelle akademische Aufgaben wie Lesen, Schreiben und Mathematik dominieren oft den Grossteil des Lehrplans und der Schulerfahrung. Die Künste bieten den Kindern einen zusätzlichen Weg, um zu lernen und ihr Verständnis auf eine umfassende und bedeutungsvolle Weise auszudrücken.
Eine Vielzahl von Materialien spielte eine wichtige Rolle dabei, den Kindern zu ermöglichen, ihr Denken zu erweitern und ihr Lernen im Laufe des Projekts zu festigen. Nach unseren Aktivitäten in der Stadt wurden die Kinder aufgefordert, ihre Erfahrungen mit diesen Materialien kreativ darzustellen und zu interpretieren. Zu den Projekten gehörten Collagen des Botanischen Gartens, Modelle des Opernhauses (aus recycelten Materialien), grossformatige Wandgemälde, die Stadtszenen darstellten, Zeichnungen sowie Arbeiten mit Draht und Knetmasse. Um ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen, arbeiteten die Kinder mit einem Künstler zusammen und formten Figuren aus Ton, die Zürich bewohnen könnten. Ergänzend zu diesen Kreationen, erfanden die Kinder fesselnde Stadtgeschichten, die wir digital aufzeichneten. Die Kinder verfassten auch fiktive Zürcher Abenteueranekdoten, in die sie ihr neues Wissen über die Stadt einfliessen liessen und eindrucksvoll illustrierten. Während des gesamten Projektes dokumentierten die Lehrpersonen den Lernprozess mit Hilfe von Video- und Fotoaufnahmen, die sie regelmässig mit den Kindern teilten, um ihre eigene Metakognition über ihr Lernen zu vertiefen.
Viele der Vorschläge wurden von den Kindern in Gruppenarbeit ausgearbeitet. Dieser gemeinsame Prozess erforderte Verhandlungen, Kommunikation, Kompromissbereitschaft und Perspektivenwechsel. Oft bemerkten die Kinder unterschiedliche Details oder hatten unterschiedliche Perspektiven darüber, welche Elemente von grösster Bedeutung waren, was ihren Interaktionen und kreativen Bestrebungen eine Tiefe verlieh.
Nachdem wir das Opernhaus und das Kunstmuseum besucht hatten, wurde den Kindern bewusst, wie wichtig die kulturellen und künstlerischen Orte der Stadt sind. Ein Kind drückte es treffend aus: «Menschen brauchen Unterhaltung», während ein anderes bemerkte: «Es gibt Inspiration und ist schön anzuschauen.». Mit diesen Erkenntnissen teilten die Kinder enthusiastisch ihr neu erworbenes Wissen und präsentierten ihre durchdachten Kunstwerke, indem sie ihre eigene multimediale Ausstellung kuratierten, die von den Orten inspiriert war, die wir erkundet hatten. Unser Klassenzimmer verwandelte sich in ein Museum von Zürich. Die Kinder übernahmen mit Begeisterung ihre Rollen als «Zürich-Experten» und führten ihre Familien eifrig durch die Ausstellung. Die Kinder nahmen ihre Führungsrolle an, indem sie ihr Wissen erklärten, veranschaulichten und darüber sprachen. Das positive Feedback, das sie von ihren Familien erhielten, hat sie sehr gefreut, und es war offensichtlich, dass die Schüler*innen sehr stolz auf ihre Leistungen waren.
Unser Projekt der zweiten Klasse zur Erforschung von Zürich war eine Reise der Entdeckung, Erkundung und des vertieften Lernens. Durch persönliche Erfahrungen, Recherchen und künstlerischen Ausdruck entwickelten die Kinder ihr Verständnis für die Geschichte von Zürich und ihren Einfluss auf das heutige Leben. Als eine auf Sozialkunde fokussierte Einheit erweiterten die Kinder ihr Verständnis für Staatsbürgerkunde und entwickelten gleichzeitig ihre Forschungs-, Denk-, Kommunikations- und Sozialkompetenzen. Der interdisziplinäre Charakter dieses Projekts förderte die sinnvolle Integration akademischer Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben und bot gleichzeitig Möglichkeiten zur Entwicklung von Fähigkeiten und Kreativität im künstlerischen Bereich.
Das Engagement, die Begeisterung und die kreativen Leistungen der Kinder verdeutlichten ihre aktive Rolle als Bürger*innen, die sich bewusst mit ihrer Stadt auseinandersetzen. Durch die Förderung eines mehrsprachigen und multidisziplinären Ansatzes wurden die Kinder befähigt, in einem ganzheitlichen Kontext zu kommunizieren, zu erkunden und zu lernen, wodurch ihre Neugierde förderten und ein Gefühl der Zugehörigkeit zur lebendigen Zürcher Gemeinschaft entwickelten.