Haben Sie schon mal den Begriff Enquiry-Based Learning (oder forschendes Lernen) gehört und fragen sich, was das eigentlich bedeutet? Was ist das für eine Lehrmethode, welche Vorteile hat sie und was unterscheidet sie von der frontalen (traditionellen) Methode? Um diese Fragen zu beantworten, möchte ich mit Ihnen gemeinsam zurückblicken - auf meine 20-jährige Lehrtätigkeit und in meine eigene Schulzeit.
Ich bin gewissermassen ein Kind des traditionellen Unterrichts. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, denke ich an starre Tischreihen in Reih und Glied sowie an Lehrpersonen, die vorne stehen und etwas an die Tafel schreiben. Lernen bedeutete damals: Von der Tafel abschreiben, saubere Heftführung und die meiste Zeit Stillsitzen.
Im Laufe meiner 20-jährigen Lehrtätigkeit hat sich mein Klassenzimmer immer wieder verändert – sowohl optisch als auch funktionell. Seitdem ich mich ganz dem Konzept des Enquiry-Based Learning verschrieben habe, hat sich mein Klassenraum zu einem Ort entwickelt, wo aktiv und mit Spannung gelernt wird – und wo es nur sehr selten still ist. Meine Schüler*innen sitzen in Gruppen zusammen, diskutieren Themen, erforschen sie, tauschen sich aus und arbeiten gemeinsam. Ich als Lehrerin nehme bewusst Abstand von der reinen «Wissensvermittlung». Stattdessen unterstütze ich die Kinder als eine Art Lernguide: Ich bewege mich frei im Raum, stelle Fragen und ermutige die Kinder dazu, sprichwörtlich tiefer zu graben, Dinge zu reflektieren und zu hinterfragen. Ich leite sie nicht nur an, wie sie sich Wissen aneignen können, sondern auch wichtige Fähigkeiten wie diskutieren, präsentieren und Teamwork.
Enquiry-Based Learning bedeutet: Dinge hinterfragen, die Antwort selbst herausfinden und dabei etwas lernen.
Ganz so einfach ist es jedoch nicht. In einer Klasse mit 20 Schüler*innen hat jede*r ganz eigene Ideen, Fragen und Erfahrungen. Die Herausforderung für mich besteht also darin, eine Lernumgebung zu schaffen, in der alle Kinder gleichermassen unterstützt werden sowie konzentriert lernen können. Das bedeutet für beide Seiten harte Arbeit. Für die Schüler*innen zahlt sich diese Arbeit aber sehr schnell aus, denn sie lernen, selbst aktiv die Leitung beim Lernen zu übernehmen. Sie lernen nicht nur, zusammenzuarbeiten, sondern spornen sich sogar noch gegenseitig an. Die ursprünglichen Fragen sind oft recht bald beantwortet und bieten einen wunderbaren Einstieg zu noch mehr Wissen, da die Kinder auf der Grundlage ihrer neuen Erkenntnisse noch mehr über das Thema erfahren wollen. Gleichzeitig lernen sie, wie man zusammenarbeitet und diskutiert, wie man Informationen präsentiert und wie man im Team arbeitet.
Für die Lehrperson besteht die Herausforderung darin, sich von der reinen «Wissensvermittlung» zu lösen und sich auf die schwierigere Rolle als Lernguide einzulassen. Im Enquiry-Based Learning ermutigen Lehrer*innen ihre Schüler*innen, immer komplexere Fragen zu stellen und dirigieren sie sanft dorthin, wo sie ihre Antworten selbst finden können. Gleichzeitig leitet die Lehrperson das Teamwork an und vermittelt den Kindern, wie ein Team gut funktioniert: Wie man führt, wie man zusammenarbeitet, wie man Informationen austauscht, wie man reflektiert, wie man Feedback gibt und annimmt.
Enquiry-Based Learning steht für spannendes und aktives Lernen – das begeistert Kinder in jedem Alter! Bei den jüngeren Kindern und Babys ist das forschende Lernen natürlich noch stärker angeleitet: Die Lehrer*innen stellen den Kindern viele verschiedene Ideen und Themenbereiche vor. So können sie und auch die Kinder selbst ihre Interessen herausfinden. Aus diesen Interessen wird ein Lernthema definiert und die Kinder dürfen es selbst erforschen und herausfinden, wie es weiter geht und wohin es sie führt. Sobald die Kinder mehr und mehr sprechen können, zeigen die Lehrer*innen den Kindern, wie sie Fragen zu einem Thema stellen und ihre Interessen ausdrücken können. Enquiry-Based Learning ermutigt Kinder, Antworten für ihre eigenen Fragen zu finden, ihr Wissen selbst zu erweitern, Dinge zu hinterfragen und immer neugierig zu bleiben.
Je älter und selbständiger die Kinder werden, desto mehr nehmen sich die Lehrpersonen bewusst zurück. So können die Schüler*innen mehr und mehr Kontrolle über ihr Lernen übernehmen. Sie stellen Fragen, recherchieren, erarbeiten zusammen Antworten und präsentieren diese gemeinsam der Klasse. Durch Enquiry-Based Learning zeigen Kinder deutlich mehr Interesse für ihren eigenen Lernprozess – und lernen oft ganz automatisch mehr, als der Lehrplan vorschreibt. Gleichzeitig entwickeln und verfeinern sie wichtige Fähigkeiten zur Zusammenarbeit, die sie ein Leben lang brauchen werden.
Abschliessend kann ich sagen: Ich erlebe die Freude und die Herausforderungen des «forschenden Lernens» selbst Tag für Tag und bin deshalb ein grosser Fan des Enquiry-Based Learning. Ich liebe es zu sehen, wie sehr Kinder sich freuen, wenn sie fragen dürfen, was sie wirklich wissen wollen. Sicherlich ist es für Lehrer*innen jedes Mal wieder eine Herausforderung, wenn Erstklässler nach der Rolle der verschiedenen Blutzellen in unserem Körper fragen oder wenn Kindergartenkinder ganz genau wissen wollen, wie ein Automotor funktioniert. Aber das Ergebnis der Enquiry-Based Learning Methode ist sowohl für Kinder als auch für Lehrer*innen selbst jede Mühe wert.
Wenn Sie mehr über unsere Lehrmethoden und Werte erfahren möchten, finden Sie weitere Informationen unter «unser Versprechen». Bei Tandem IMS unterstützen wir alle unsere Schüler*innen darin, ihr Potenzial voll auszuschöpfen und eigene Lernstrategien zu entwickeln, um sie auf den weiteren Bildungsweg vorzubereiten.
Einen Eindruck davon, wie wir die Theorie des Enquiry-Based Learning mit unseren Schüler*innen in die Praxis umsetzen, können Sie auf unseren Social Media Kanälen gewinnen: Folgen Sie uns auf Instagram oder Facebook (@TandemIMS). Gerne beraten wir Sie auch in einem persönlichen Gespräch.